14.10. - 02.11.2024
FINE ART Herbst 2024
24

Josef Stoitzner

1884 Wien - 1951 Bramberg

Biografie

Sommerliche Felder um 1930

Öl auf Leinwand
100,6 x 120,5 cm
Signiert rechts unten: JOSEF STOITZNER.

Provenienz

Privatbesitz Wien

Literatur

Jakob Wirz, Nikolaus Schaffer, Josef Stoitzner. Das Gesamtwerk, Wien 2019, Wkv.Nr. 1.5.4, Abb. S. 468

Der Sohn des Malers Konstantin Stoitzner erhielt seine erste Ausbildung an der Wiener Kunstgewerbeschule und studierte von 1906 bis 1908 an der Akademie der bildenden Künste unter Franz Rumpler. 1905 begann er seine Tätigkeit als Zeichenlehrer, vier Jahre später legte er die Lehramtsprüfung ab und konnte somit von 1916 bis 1919 die Nachfolge der Landschaftsmalerin Tina Blau als Lehrer an der Wiener Frauenakademie antreten. Von 1932 bis 1944 war er als Lehrbeauftragter für Methodik des Zeichenunterrichts verantwortlich. 1944 wurden seine Wiener Wohnung, sein Atelier und die darin gelagerten Druckstöcke und Werke durch einen Bombentreffer zerstört. Josef Stoitzner war Mitglied der Künstlergruppe „Der Kreis", der Wiener Secession und des Wiener Künstlerhauses. Seine Werke – meist Landschaften, Stillleben und Interieurs – sind einem unverwechselbaren, idealisierenden Realismus verpflichtet und geprägt von pastosem Farbauftrag, kraftvollen Konturen und kontrastreichem Licht-Schattenspiel. 1951 verstarb Josef Stoitzner im Alter von 67 Jahren in Bramberg, wo er auch bestattet wurde.

Die Faszination, die von Josef Stoitzners Gemälden ausgeht, hat spätestens seit der Retrospektive im Salzburgmuseum und der Publikation eines umfangreichen Werkkataloges einen neuen Höhepunkt erreicht. Gerade die Landschaften Josef Stoitzners scheinen, und das auch bereits bei seinen kunstinteressierten Zeitgenossen, den Nerv der Zeit getroffen zu haben, vermitteln sie doch eindringlich die Sehnsucht nach unberührter, menschenleerer Natur und eine romantische Vision ursprünglichen Landlebens auf abgeschiedenen Bauerngehöften und friedvollen Dörfern abseits des Lärms und der Hektik des modernen Daseins. Von den sanft schwingenden Hügeln des Wienerwaldes bis zu den alpinen Panoramen seiner Pinzgauer Wahlheimat schuf der Künstler in gut vier Jahrzehnten ein gewaltiges malerisches Oeuvre, ein umfangreiches und faszinierendes Kaleidoskop der österreichischen Landschaftsvielfalt, die er facettenreich und mit seinem charakteristischen reliefartig-pastosen Malduktus verewigt hat. Der frühe Einfluss von Secessionskunst und Pointillismus in Josef Stoitzners Malerei und Grafik weicht nach dem Ersten Weltkrieg einer beeindruckenden großflächig-monumentalen Raumauffassung, die in ihrer Präzision und fast unwirklichen, „hyperrealistischen“ Klarheit an die Strömungen der Neuen Sachlichkeit oder des Magischen Realismus erinnert, die im Europa der Zwischenkriegsjahre das Schaffen so zahlreicher wichtiger Künstler beeinflusst hat.

Die Prägnanz, mit der Josef Stoitzner jede Form herauspräpariert, und sein in jedem noch so kleinen Detail der Bildkomposition durchgreifender Ordnungssinn steigern die Anschaulichkeit seines malerischen Kosmos zu ungewohnter Klarheit und Schärfe.

Nebenstehende „Sommerliche Felder“ sind geradezu ein Inbegriff der Landschaftspanoramen Josef Stoitzners und erinnern an die reizvollen Motive aus dem Wienerwald und der Buckligen Welt mit ihren kleinen bäuerlichen Siedlungen, eingebettet zwischen bewaldeten Hügelkuppen, weitläufigen Äckern, fruchtbaren Feldern und üppigen Blumenwiesen, die der Künstler in den Jahren des Ersten Weltkrieges so begeistert im Wiener Umland entdeckt hat. Auch hier inszeniert er in großem Format eine dieser nostalgischen „postkartengleichen“ Weltenlandschaften, in welchen die Zeit in einem wunderbaren Moment für immer angehalten zu sein scheint. Der atemberaubende Tiefenzug von staubigem Feldweg, schattigen Alleebäumen und scholligen Ackerflächen im Vordergrund, der horizontale mosaikartige Streifen bunt zusammengewürfelter dörflicher Architektur inmitten von üppigen Wiesen, Feldern und sich allmählich verfärbenden Wäldern sowie der hohe, wolkendurchzogene Sommerhimmel erstrahlen in einer geradezu kristallinen Klarheit der Komposition und Räumlichkeit. Auch der Farbauftrag mit seinen fast bildhauerisch-rhythmischen Modellierungen und der pastosen Prägnanz der Formen ist im österreichischen Kunstschaffen dieser Zeit gleichermaßen spannungsreich wie einzigartig. Nicht ohne Grund befindet sich in der Sammlung des Leopold Museums ein weiteres Meisterwerk Josef Stoitzners aus dieser Zeit, das motivisch, malerisch und koloristisch ein veritables Gegenstück zu unseren „Sommerlichen Feldern“ darstellt.

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