11.09. - 21.10.2023
MODERN & CONTEMPORARY Herbst 2023
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Maria Lassnig

1919 Kappel am Krappfeld - 2014 Wien

Biografie

Grüne Fensterläden von Montecatini 1985

Aquarell auf Papier
56,5 x 38 cm
Signiert, datiert und betitelt rechts unten: Grüne Fensterläden v. Montecatini 1985 M. Lassnig
Das Werk wurde in den Catalogue Raisonné der Maria Lassnig Foundation aufgenommen. Bestätigung der Maria Lassnig Foundation vom 18.1..2024 liegt bei.

Provenienz

Galleria Cannaviello, Mailand;
Privatsammlung Frankreich

Literatur

Vgl.: Antonia Hoerschelmann (Hg.), Maria Lassnig. Zwiegespräche / Dialogues. Retrospektive der Zeichnungen und Aquarelle, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien; Kunstmuseum Basel, Basel 2017/2018, Abb. S. 151 ff.;
Maria Lassnig. Aquarelle, Ausstellungskatalog, Kärntner Landesgalerie, Klagenfurt; Graphische Sammlung Albertina, Wien; Salzburger Landessammlungen Rupertinum, Salzburg 1988

„Maria Lassnig kann ungeheuer viel, sie kann eigentlich alles, sie kann es perfekt.“
Maria Lassnig ist die wohl bedeutendste zeitgenössische österreichische Künstlerin. Nach surrealistischen Anfängen spielt sie eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Informel in Österreich Anfang der 1950er Jahre. Ihr Werk beeindruckt durch seine formale und inhaltliche Intensität und dem beharrlichen Verfolgen einer Vision. Ihre „Body Awareness“-Bilder sind einzigartige und wichtige Beiträge zur Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts.

Die Künstlerin wurde 1919 in Kappel am Krappfeld in Kärnten geboren. Zunächst machte sie in Klagenfurt eine Ausbildung zur Volksschullehrerin, bevor sie 1941 bis 1944 an der Akademie der bildenden Künste unter Wilhelm Dachauer, Ferdinand Andri und Herbert Boeckl Malerei studierte. 1948 fand die erste Einzelausstellung Maria Lassnigs statt, im selben Jahr entstand die erste „Körperbewusstseinszeichnung“. Die frühen 1950er Jahre brachten die Übersiedelung nach Wien und zwei Paris-Aufenthalte, wo sie sich 1961 niederließ. In dieser Zeit entstanden großformatige „Körpergefühlsfigurationen“. 1968 ging Maria Lassnig nach New York. Den endgültigen Durchbruch brachte die Präsentation ihrer Arbeiten auf der Biennale in Venedig 1980. Im selben Jahr wurde sie an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien als erste Professorin für Malerei an einer Akademie im deutschsprachigen Raum berufen. 1985 waren ihrem malerischen Werk erste große Retrospektiven in Wien, Düsseldorf, Nürnberg und Klagenfurt gewidmet. Die Liste der internationalen Ausstellungen und Auszeichnungen in den vergangenen fünfzehn Jahren zeugt von der wachsenden weltweiten Anerkennung ihres Oeuvres.
Im Mai 2014 starb die Künstlerin im Alter von 95 Jahren in Wien.

Im Laufe der 1980er Jahre entsteht eine beachtliche Zahl von ungewöhnlichen, variationsreichen Arbeiten in Aquarelltechnik: „Reisebilder“, die durch ihre Aufenthalte in Ägypten, Frankreich und Griechenland, aber auch in der Türkei und in Italien inspiriert werden. Die grünen Fensterläden in Montecatini bilden den Hintergrund für eine amorphe Gestalt, die farblich in ihren Umgebungsraum diffundiert. Kommt in früheren Werken eine viel stärkere Lokalfarbigkeit zur Anwendung, werden nun mit gebrochenen Farbtönen, Figur und Umraum stärker ineinander gebunden. Auch das komplette Fehlen jeglicher Kontur, das sich in der Aquarelltechnik förmlich aufdrängt, bewirkt diese Verbindung. Durch freigelassene Partien entsteht eine beeindruckende Lichtmodulation, die die Gestalt plastisch erscheinen lässt und die Körperlichkeit betont. Bei aller Abstraktion erkennt man, dass es sich hier um die Künstlerin selbst handelt. „Lassnig hat das eigene Bildnis dermaßen auf Merkzeichen, ihre ausgeprägten Backenknochen zum Beispiel, zu reduzieren verstanden, daß es selbst bei einem hohen Grad der Formauflösung“ als sie selbst identifizierbar bleibt. Es geht also auch hier um eine Selbstdarstellung, die ihr Körpergefühl und ihr physisches Empfinden widerspiegeln soll. Sie abstrahiert, ja transformiert ihren Körper und übersetzt Emotionen und Gefühle in für sie entsprechende Farben und Formen.

„Meditation, Reflexion und das überstarke Empfinden eigener psycho-physikalischer Vorgänge gehen bei Lassnig eine Synthese ein. Das Schauen, das Farbempfinden, das Sinnliche und das Philosophische sind nach eigenen Angaben ihre Talente und somit die einzig verbindlichen Voraussetzungen ihrer Kunst.“

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